Unser Team stand zum Jahresbeginn vor einer grossen Herausforderung: Es galt, das FCI-Magazin durch einen e-Newsletter abzulösen - und wir hoffen, dass uns das gelungen ist!

Nun steht bereits die zweite Ausgabe an, und wir hoffen, dass Sie diesen Newsletter mit Vergnügen lesen werden.

In unserem e-Newsletter von März 2011 haben wir uns bemüht, verschiedene Bereiche zu beleuchten, uns an in der Hundeszene aktive Personen zu wenden, und sie nach ihrer Meinung über das Junior Handling oder die FCI Centenary Winner Dog Show, die in Dortmund stattfinden wird, zu befragen. Es erwarten Sie noch weitere interessante Artikel, und wir laden Sie dazu ein, sich diese zu Gemüte zu führen.

Die virtuelle Kommunikation hat im Lauf der letzten Jahre ein beträchtliches Ausmass angenommen, und die FCI ist genau wie viele anderen auf den Zug der Modernität aufgesprungen. Wie Sie sehen können, sprechen die Besuchszahlen unseres Internetauftritts sowie unser e-Newsletter für sich.

Wir nutzen auch die Gelegenheit, um Sie an das Bestehen der " Schwester unseres e-Newsletter", d.h. unserer Seite auf Facebook , zu erinnern. Sie zählt bereits über 15.000 Fans. Wir würden uns sehr darüber freuen, auch Sie darunter zählen zu dürfen.

Nun bleibt uns nur noch, Ihnen viel Vergnügen beim Lesen zu wünschen.

Herzliche Grüße,
Yves De Clercq
Exekutivdirektor der FCI
Rassenspezifische Anweisungen für das Richten (Special Breed Specific Instructions - BSI) bezüglich Übertreibungen bei Rassehunden

Hundeausstellungen und die Zucht von Rassehunden werden zu Recht für die Förderung von rassentypischen Übertreibungen kritisiert, die Risiken und Gefahren für die Gesundheit und Robustheit von Einzeltieren sowie von ganzen Rassen darstellen.

Ein Ausstellungsrichter hat darauf zu achten, dass die Eigenschaften jeder Rasse innerhalb des Standardrahmens bleiben, und nie auf Kosten von Robustheit und Gesundheit gehen. Den Richtern sollten die Gesundheitsprobleme bekannt sein, die durch Übertreibungen verursacht werden können. In einem Rassestandard werden nie Übertreibungen beschrieben, jedoch wird dies oft vernachlässigt oder falsch ausgelegt.


Vier Boxer, die Champions sind - der Fang soll ein Drittel der Kopflänge betragen - nicht weniger!


Gut, sehr gut, ausgezeichnet und… grotesk?


"Die Haut ist flexibel und elastisch, ohne Übertreibung"

In Schweden hat der Schwedische Kynologenverband (SKK) eine Initiative ergriffen, um dem zerstörerischen Einfluss von extrem typisierten Hunden bei der Zucht von Rassehunden entgegenzuwirken:
1. 2006: Zehn skandinavische Allroundrichter untersuchen die FCI-Rassenliste, um die Rassen auszuwählen, bei denen die Gefahr der Überbetonung von Typeneigenschaften besteht. Es werden 50 Rassen aufgelistet.
2. 2007: Es wird die Zusammenarbeit mit den Zuchtvereinen dieser Rassen aufgenommen. Die meisten Vereine begrüßen die Initiative, das Bewusstsein der Richter für die risikoreiche Situation zu verbessern.
3. Nach Integration des veterinärmedizinischen Wissens und der Statistiken der Versicherungsgesellschaften stieg die Zahl der Rassen mit riskantem Profil auf 60.
4. 2007: Der Schwedische Kynologenverband veranstaltete eine allgemeine Richterkonferenz, bei der die aufgelisteten Rassen im Mittelpunkt standen. Es wurden weitere zehn Rassen hinzugefügt.

Dann wurde das Grundmaterial (1 bis 4) untersucht, wobei es für 47 Rassen großen Anlass gab, in die erste Ausgabe der BSI (2008) aufgenommen zu werden. Das Anliegen des BSI-Projekts besteht darin, das Bewusstsein von Richtern für die Frage der Gesundheit und Robustheit im Allgemeinen und die Gefahr der Übertreibung typischer Eigenschaften im Besonderen zu steigern. Die BSI identifizieren risikoträchtige Bereiche, um zu verhindern, dass diese problematisch werden. Die Richter sollten insbesondere auf die Neigung zu Übertreibungen achten. Der Ausstellungsrichter befindet sich in einer hervorragenden Position, um einer ungesunden Zucht vorzugreifen, indem vermieden wird, Hunde des extremen Typs auszuzeichnen.

Die erste Ausgabe der BSI wurde im Laufe des Jahres 2009 bei allen Ausstellungen, deren Veranstalter dem Schwedischen Kynologenverband angehören, angewendet und bewertet. Auf der Grundlage des ursprünglichen Grundmaterials (1-4) und den 1840 Beurteilungen der Richter wurde zwischenzeitlich vom Vorstand des SKK eine überarbeitete Ausgabe der BSI verabschiedet, die ab 2011 Anwendung finden wird. Sie wird bezüglich der visierten Rassen und Risikogebiete in das schwedische Ausstellungssystem integriert werden und fortlaufend aktualisiert werden.

Das Dokument behandelt 46 Rassen. Das zusammengestellte Material begründet den Einschluss jeder einzelnen Rasse. Das Risikoniveau für jede einzelne Rasse - für das es natürlich große Unterschiede gibt (!) - wird im Text angegeben, wobei die spezifischen Risikobereiche für jede Rasse identifiziert werden.

See examples below:

Bulldog
Der extreme Körperbau dieser Rasse, mit beispielsweise einem verkürzten Fang und einem unterentwickelten Nasenrücken, verursacht ernste Gesundheitsprobleme, wenn er übertrieben wird. Risikobereiche sind: • Atemschwierigkeiten, die mit engen Atemwegen auf verschiedenen Ebenen verbunden sein können, jedoch vor allem infolge von unzureichendem Platz im Rachenraum und im Brustkörper, sowie zu engen Nasenlöchern. Atemschwierigkeiten stellen einen disqualifizierenden Fehler dar. • Ein übertriebener typischer Körperbau und unzureichende Winkelung von Vorder- und Hinterhand können zu einer ungesunden Bewegungsweise/Lahmheit führen. "Eine gesunde Bewegungsweise ist von größter Bedeutung." • Ein übermäßig kurzer Nasenrücken, übertrieben lose Gesichtshaut und lose Lidränder können zu Augenverletzungen und -entzündungen führen. • Eine überstehende Nasenfalte und Hautfalten im Analbereich können zu Entzündungen führen.

Darum muss insbesondere auf die Kopf- bzw. Schädelform, die Weite der Nasenlöcher, die Atmung und die Augen, die Haut und den Schwanz, aber auch auf die Bewegung geachtet werden.

Der Zuchtstandard hebt klar hervor, dass eine unbehinderte Atmung und gesunde Bewegungen sehr hoch zu bewerten sind.

Staffordshire Bull Terrier
Risikobereiche sind:
• Invertierte Eckzähne. Hier muss besonders auf den Biss und die Zähne geachtet werden.

Anwendung und Verfahren
Alle Richter, die dazu veranlasst sind, eine der 46 Rassen zu richten, erhalten schriftliche Informationen mit den spezifischen Anweisungen für die Rasse, die sie zu richten haben, und werden bei jeder Ausstellung eingewiesen. Die Richter sollten weiterhin auf positive Weise Sieger von korrektem Typ und hoher Qualität auswählen. Die BSI-Initiative soll nicht zu einer Verarmung der Rassetypen und einer Betonung der Bewertung anhand von Fehlern führen! Ein Hund, der offensichtlich gesund und robust ist, ist kein hervorragendes Zuchtergebnis, wenn er nicht zugleich ein hervorragender Typ ist!


Die Natur schafft manchmal Übertreibungen, die zu Gesundheitsproblemen führen (z.B. hoher Blutdruck bei Giraffen, Schwierigkeiten beim Trinken und Hinlegen, usw.). Doch eine computerentworfene robuste und gesunde Giraffe kann nicht für ihren hervorragenden Typ ausgezeichnet werden.

Die BSI fügen der in vielen Standards vorhandenen Fehlerliste keine weiteren Fehler hinzu, sondern stellen eine kommentierende Ergänzung dar. Die BSI-Fragen sollten wie andere Fehler beurteilt werden, wobei jedoch Abweichungen in Verbindung mit Gesundheitsthemen ernster sind als rein kosmetische Mängel. Die Richter haben dieser schriftlichen Kritik eine positive Form zu verleihen, und es hervorzuheben, wenn im Risikobereich Gesundheit vorliegt. Es ist jedoch wichtig, Übertreibungen mit Präzision zu behandeln, wenn sie die Bewertung und/oder Platzierung des Hunds beeinflusst haben. Der Richter sollte seine BSI-Anmerkungen in einem spezifischen Formular aufführen, gemeinsam mit seinen persönlichen Überlegungen und Kommentaren - und auch Vorschläge für weitere Rassen machen, für die die BSI-Überwachung angebracht wäre.

Im Versuchsjahr gewonnene Erfahrungen
Die Rassenzuchtvereine
Es war eine positive Überraschung, dass die meisten Rassezuchtvereine die BSI-Initiative guthießen. Dank ständiger Zusammenarbeit konnte Einigung über die spezifischen Risikobereiche jeder einzelnen Rasse erlangt werden. Manche Rassezuchtvereine hatten zunächst eine negative Reaktion, infolge der Stigmatisierung der Rasse durch die BSI-Auflistung. Die respektvolle Atmosphäre beim bilateralen Dialog war für die positiven Ergebnisse von grundlegender Bedeutung. Der Dialog wird fortgesetzt und um das Projekt für rassenspezifische Zuchtstrategien erweitert werden.

Die Bewertungen der Richter (1840 Bewertungsformulare, die über 10.000 Punkte ansprechen)
Die Mehrheit der Richter fand das BSI-Projekt äußerst empfehlenswert. Im Allgemeinen empfahlen die Richter eher, eine Rasse auf der Liste zu belassen, als sie wegzulassen. In 80 % der Fälle betrachteten die Richter die Rassen als korrekt aufgelistet. Und zwar auch, wenn die Hunde keine BSI-Probleme zeigten, was bei 66 % der Fall war! Bei Hundeausstellungen ist nicht immer die allgemeine Zuchtpopulation vertreten, und die Meinung der Richter spiegelt ihre allgemeine Meinung über die aufgelisteten Rassen wider. Nur bei fünf Rassen wurde von 50 % der Richter vorgeschlagen, sie aus der Liste zu nehmen. Die Berichte der Richter wurden den Rassezuchtvereinen übermittelt, die feststellten, dass einige Richter Risikopunkte nicht in den individuellen schriftlichen Kritiken erwähnt haben, obwohl sie sie in ihren Bewertungen aufgeführt hatten.

Eine wissenschaftliche Vorgehensweise
Das angestrebte Ziel, ein Inventar des Auftretens von Übertreibungen und Abweichungen in den aufgeführten Rassen zu erhalten, konnte nicht erreicht werden, da die Berichte der Richter nicht präzise genug waren. Es wurde auch festgestellt, dass Hunde mit BSI-Problemen immer seltener an Ausstellungen teilnahmen! Dies geht in Richtung des Ziels des gesamten Projekts, mit einer zurückgehenden Akzeptanz von Hunden mit Übertreibungen für Ausstellungen (und die Zucht?).

Die Rechtfertigung der Auflistung einer Rasse belastet das zusammengetragene Material. Es konnte kein Punktesystem angewendet werden, da die verschiedenen Faktoren des Materials nicht miteinander vergleichbar sind. Somit ist es nicht möglich, den Nachweis zu erbringen, dass eine Rasse aufgeführt werden sollte, oder nicht, doch die geleistete Arbeit bildet eine ausreichende Basis für die vorgenommenen Bewertungen.

Der Versuchszeitraum (12 Monate) ist zu kurz, um bereits eine Aktualisierung vornehmen zu können. Dies wird bei der geplanten Überarbeitung im Jahr 2012 geschehen..

Risikobewertung
Bei der ersten Ausgabe waren die Rassen in drei Gruppen eingeteilt, gemäß dem geschätzten Risiko für Gesundheits- und Robustheitsprobleme: Dringende Aufmerksamkeit erforderlich (7 Rassen), erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich (12 Rassen) und Aufmerksamkeit erforderlich (28 Rassen). Dies führte zu negativen Reaktionen und beeinträchtigte die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen, was damit nicht dem Anliegen des BSI-Projekts entsprach. Die Risikobewertung wird stattdessen im Text jeder Rasse ausgedrückt.

Allgemeine Überlegungen
Ob das Ziel des BSI-Projekts, das in der Verbesserung der Zucht von Rassehunden besteht, erreichbar ist, kann zu diesem frühen Zeitpunkt gewiss nicht beurteilt werden. Es war überraschend einfach, das Projekt einzurichten und die Verfahren in die Tat umzusetzen. Das Interesse und Engagement für ein Konzept zur Vorbeugung und Wiedergutmachung ist in der gesamten schwedischen Hundewelt und bei allen Ausstellungsrichtern vorhanden! Es besteht kein Zweifel, dass das Bewusstsein für diese Themen praktisch sofort gestiegen ist, und die meisten Richter haben die Initiative und ihre praktische Umsetzung gutgeheißen. Viele haben zum Ausdruck gebracht, dass diese Probleme dank der BSI leichter zu handhaben und in Worte zu fassen sind. Es wird erforscht werden können, ob die BSI-Verfahren die Auszeichnungsniveaus bei Rassen mit hohem Risiko beeinflussen werden - es besteht nämlich bei einigen Rassen ein rückläufiger Trend bei der Zahl der vergebenen Qualitätszertifikate.

Es wurden nur wenige negative Folgen festgestellt: Ein paar Richter haben die BSI verwendet, um Hunde auf unangemessene Weise zu disqualifizieren. - Hunde mit schlechten Typeneigenschaften wurden gegenüber Hunden von hervorragendem Typ bevorzugt. In manchen Fällen wurden die Anweisungen vollkommen missachtet.

Der Hauptgrund für das bisherige positive Ergebnis ist wahrscheinlich das richtige Timing in Übereinstimmung mit der allgemeinen Meinung, dass diese Probleme in Angriff genommen werden müssen. – Die gründliche Vorbereitungsarbeit und der fortlaufende beidseitige Dialog mit den Rassezuchtvereinen waren sehr wichtig, genau wie die strukturierte Unterrichtung der Richter und die Nachfassung ihrer detaillierten Meinungen und Anmerkungen.

Göran Bodegård, Vorsitzender der BSI-Gruppe des schwedischen Kynologenverbands